Warum Nachhaltige IT?

Die Antwort darauf ist einfach:

  1. Weil es Zeit, Geld und Nerven spart.
  2. Weil es gut für das Klima ist. Für das Weltklima und auch das Klima in deinem Unternehmen. Das meine ich vollkommen ernst.
  3. Mehr dazu weiter unten!

Nachhaltige IT vs. Green IT

Die Wikipedia sagt zu Green IT:

Unter Green IT versteht man Bestrebungen, die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) über deren gesamten Lebenszyklus hinweg umwelt- und ressourcenschonend zu gestalten. Dies beinhaltet die Optimierung des Ressourcenverbrauchs während der Herstellung, des Betriebs und der Entsorgung der Geräte (Green in der IT).

Ein weiterer Aspekt von Green IT ist die Energieeinsparung durch den Einsatz von Informationstechnik (IT), wenn beispielsweise Dienstreisen durch Videokonferenzen ersetzt werden (Green durch IT).

Nachhaltige IT geht einen Schritt weiter und inkludiert auch Aspekte wie die Arbeitsbedingungen der Menschen, die Computer und ähnliche Geräte herstellen. Außerdem sind die Bedingungen, unter denen Rohstoffe für die IT-Industrie gewonnen werden, insbesondere der Abbau von seltenen Erden (social IT) nicht zu vernachlässigen. Weiters ist die Bereitschaft von Herstellern, ihre Geräte möglichst lange mit Software-Updates und Ersatzteilen zu versorgen, ein Gradmesser dafür wie lange die Benutzer*innen diese verwenden können.  Eine umfassende Definition gibt es im Leitfaden von Kaneo / Unternehmensgrün „Nachhaltige IT-Infrastruktur“ aus dem auch die folgende Abbildung stammt.

Der wichtigste Aspekt ist dabei meiner Meinung nach aber noch nicht berücksichtigt, ich schließe ihn daher in meine Definition von nachhaltiger IT ein, und zwar:

Nachhaltige IT soll nachhaltig, dh. dauerhaft** Freude bereiten, denn nur dann werden wir, die Computer-Benutzer*innen, sie auch gerne und lange verwenden.

**Alle, die jetzt innerlich aufschreien: Ja, es greift viel zu kurz, nachhaltig mit dauerhaft zu erklären, und ja, es wird mit diesem Begriff viel Schindluder getrieben, aber in diesem Fall verwende scheint mir die Ausnahme gerechtfertigt.

Konzentrieren wir uns also zuerst auf die Computer, die wir bei uns zu Hause oder im Büro stehen haben (PC/Mac-Standgeräte sowie Netzwerkgeräte) bzw. mit uns herumtragen (Laptop, Tablet, Handy). Ich fasse das unter „lokale IT“ zusammen. Wir wenden uns anschließend denen zu, die für uns arbeiten, ohne dass wir sie ständig sehen oder angreifen können (was natürlich schade ist, am liebsten würden wir unsere Geräte ständig und überall berühren). Ich fasse das unter Cloud-Dienste zusammen.

Lokale IT – Bewusst kaufen spart Geld

Die Frage, die du dir zu allererst stellst, ist folgende: Brauche ich das neue Gerät wirklich? Und falls du IT-Enthusiast bist wie unsereins, dann frag bitte auch noch deine Frau, deine Geschäftspartner oder Mitarbeiter, bevor du losziehst und den nächsten Fachhändler leer kaufst.

Falls die Antwort immer noch Ja lautet, kommt hier die nächste Frage: Wofür brauche ich den Computer jetzt und wofür könnte ich ihn in den nächsten 5-10 Jahren brauchen. Ja, du hast richtig gelesen. Lebenszeiten von 2 bis 5 Jahren mögen für große Unternehmen gelten, als Selbständige bzw. Kleinunternehmerin kannst du ruhig mit längeren Lebenszeiten kalkulieren, vorausgesetzt du achtest beim Kaufen auf die drei großen Kriterien für nachhaltige IT:

  1. Modularer Aufbau: Lassen sich einzelne Komponenten, wie Akku bzw. Netzteil, Arbeitsspeicher, Festplatte, Prozessor tauschen? Kannst du damit deinem Computer einen zweiten Frühling schenken? 
Tipp: Wenn du unsicher bist, ob dein vorhandenes Gerät sich aufrüsten lässt, gibt es folgende großartige Ressourcen (oder du fragst uns :-)): MacTracker (wie der Name schon sagt, nur für Apple-Produkte); Link zu MacTracker im AppStore), ifixit.com (jede Menge Anleitungen zum Reparieren und Aufrüsten von Computern), YouTube-Suche (z.B. den Channel von ifixit)
  2. Lange Nutzungsdauer: Falls sich die Komponenten nicht tauschen lassen, greife zur Maximalvariante, das gilt vor allem für den Arbeitsspeicher und den Prozessor bei Laptops.
  3. Sparsamer Verbrauch und Energieeffizienz: Für mich vor allem ein Komfortthema, aber natürlich sparst du auch Strom und damit Geld und CO2. Es gilt die Faustregel: Laptops sind wesentlich sparsamer als Standgeräte. Prüfe, ob du wirklich ein Standgerät brauchst, oder ob nicht die Kombination aus Laptop und einem großen Bildschirm (eventuell ergänzt um eine Docking-Station) praktischer ist. Bei mobilen Computern zahlt es sich aus, die drahtlosen Verbindungen wie mobile Daten, WLAN und Bluetooth generell abzudrehen und nur dann zu nutzen, wenn du sie wirklich brauchst (wie du das am iPhone machst und was noch mehr Akku spart, erfährst du hier). Bei der Auswahl besonders energieeffizienter Produkte helfen Umweltsiegel, wie z.B. Energy Star oder Blauer Engel. Tipp: Der MacTracker informiert auch zum Energieverbrauch und zum EPEAT- und Energy Star Status der einzelnen Geräte – Reiter Connections – Runterscrollen zu Environments.

Noch ein Tipp!

Kauf bei Standgeräten nur Geräte mit 4 Arbeitsspeicher-Steckplätzen oder mehr (Ich dachte eine Zeitlang, dass 2 Slots reichen und könnte mir dafür heute noch in den Hintern beißen).

Trend zur Virtualisierung

Eine Anmerkung noch zur Abschätzung deines zukünftigen Bedarfs: Ich (und andere) rechne damit, dass sich der bestehende Trend zur Virtualisierung in den nächsten Jahren noch verstärken wird.

Was bedeutet Virtualisierung? Virtualisierung heißt, das ein physischer Computer (den du angreifen kannst und auch solltest, die Computer mögen/brauchen das!) mehrere virtuelle Computer (auch virtuelle Maschinen oder VM genannt) beherbergt, die nach außen wie echte Computer erscheinen. Das wird durch eine spezielle Software möglich, die Hypervisor genannt wird. Beispiele für Hypervisoren sind z.B. HyperV (Windows), Parallels (Mac) oder Virtualbox (Windows / Mac / Linux). Die Voraussetzungen dafür sind ein moderner leistungsfähiger Prozessor und jede Menge Arbeitsspeicher. Ich persönlich verwende seit Jahren auf meinem MacBook Parallels mit mehreren virtuellen Windows-und Linux-Versionen. So habe ich fünf Computer dabei, muss aber nur einen herumtragen. Die virtuellen Maschinen verwende ich als Testumgebung (wenn was schiefgeht, muss ich nur ein Backup einspielen und erspare mir das Neuaufsetzen eines Computers), für Supporteinsätze bei Windows-Computern und für Spezialaufgaben.

Eine weitere Anwendung von Virtualisierung ist das flexible Zuteilen von Computerressourcen in Rechenzentren, mehr dazu dann im Abschnitt Clouddienste.

Gebraucht kaufen

Eines meiner Lieblingsthemen! Weil es so gut zeigt, wie du Geldsparen und Klima schützen in Einklang bringen kannst.

Die klassische Variante: willhaben, ebay etc.

willhaben verwende ich 1. um zu schauen, was Hardware, die ich eventuell verkaufen möchte, wert ist und 2. um vor einem möglichen Neukauf zu schauen, ob ein Gebrauchtgerät nicht die bessere Alternative ist, Stichwort:

Der nachhaltigste Computer ist der, den du schon hast. – Der zweitnachhaltigste Computer ist der, der nicht extra für dich produziert wurde.

Der Nachteil von willhaben und co: Üblicherweise Privatverkäufer, die keine Gewährleistung oder Garantie anbieten.

Gebraucht Kaufen mit Händler-Garantie

Einige Hersteller bieten generalüberholte Geräte direkt über deren Website zu einem vergünstigten Preis an, zB. Apple.

Dann gibt es Händler, die sich auf den Verkauf von generalüberholter Hardware (die zumeist von Großunternehmen stammt, die diese aussortiert haben) spezialisiert haben. Die Auswahl ist nicht so groß wie bei Neugeräten, dafür sind diese Geräte erprobt, werden vor dem Wiederverkauf nochmals getestet und sind deutlich günstiger als Neugeräte. Außerdem gibt es dazu zwischen ein und drei Jahre Händlergarantie.

Unser Lieblingslieferant diesbezüglich ist der AfB-Shop, mit dem wir bisher nur gute Erfahrungen gemacht haben. AfB kombiniert nach eigener Definition green und social IT (50% der Mitarbeiter*innen sind Menschen mit Handicap).

2 Tipps zum afb-Shop

  1. Der deutsche und der österreichische AfBShop haben unterschiedliche Angebote, es zahlt sich daher ein Besuch auf beiden Websites aus.
  2. afb bietet sehr günstige Garantieerweiterungen an (v.a. für Handys und Tablets)

2017 in Wien gegründet wurde refurbed, das sich als Marktplatz für gebrauchte (essential) und neuwertige Hardware (refurbedTM „Wie neu nur besser“) versteht. Refurbed ist laut Eigendefinition „eine Plattform für erneuerte und qualitativ hochwertige Produkte, mit einheitlichen, hohen Standards hinsichtlich Qualität, Sicherheit und Garantie“. Wir haben noch keine Erfahrungen mit refurbed, werden aber sicherlich einen Blick drauf werfen, wenn die nächste Anschaffung ansteht.

Kaufen – Verwenden – Spenden!

Egal, wie lange dein Computer dir gute Dienste geleistet hat, irgendwann ist der Moment gekommen, Adieu zu sagen. Es kann aber gut sein, dass jemand anderer sich über dein Altgerät freut.

Sehr einfach macht dir das Spenden (im Raum Wien) das Projekt „Gutes Tun“ des Vereins SOCIUS. Einfach Abholformular ausfüllen und Terminwunsch bekanntgeben. Gespendete Geräte werden aufbereitet und kommen Kindern in einkommensschwachen Familien zu Gute.

Ein weiteres interessantes Projekt ist Labdoo. Labdoo ist ein gemeinnütziges Hilfsprojekt, das Kindern und Jugendlichen im In- und Ausland einen Zugang zu IT und Bildung ermöglicht. Es werden Laptops, Tablet-PCs, eBook Reader u.a. gesammelt, die Daten sicher gelöscht und anschließend mit freier Software versehen. Im Raum Wien ist der AfBShop in Wien-Liesing eine Abgabestelle (Hub). Eine Liste aller Hubs mit Filtermöglichkeiten nach Ländern ist hier zu finden.

Hier findest du allgemeine Kaufhilfen mit Green IT Faktor: konsument.at, öko-test.de, test.de (Stiftung-Warentest), topprodukte.at (Wir sind Partner im klima:aktiv Programm!)

Die Cloud, das unbekannte Wesen

Der wesentliche Unterschied zwischen deiner lokalen IT und Clouddiensten ist folgender: Im ersten Fall hast du die volle Kontrolle über den Computer, im zweiten Fall ist es das Unternehmen, das den Clouddienst anbietet**.

**Selbst das muss nicht der Fall sein. Es gibt die Möglichkeit, seine ganze IT-Infrastruktur an andere auszulagern (Infrastructure as a Service), oft in Kombination mit Virtualisierung. Es könnte also sein, dass die Anwendung, die du verwendest, auf einem virtuellen Server läuft, den der Anbieter des Clouddienstes gemietet hat, der auf einem tatsächlichen Server läuft, der in einem Rechenzentrum des IaaS-Anbieters steht. Verrückt, oder? Und von all dem bekommst du als Anwender – im Normalfall! – nichts mit.

Aber was sind Clouddienste eigentlich nochmal? Seit die Internetverbindungen immer schneller werden, steigt auch die Anzahl der Anwendungen, die nicht auf deinem Computern laufen, sondern auf Computern, die irgendwo auf der Welt in einem Rechenzentrum stehen. Für viele dieser Anwendungen brauchst du nur einen Webbrowser wie Chrome, Firefox, Safari, Edge, Opera und wie sie alle heißen. Andere kannst du nur in vollem Umfang nutzen, wenn du eine bestimmte Software installierst, Beispiel: Office365 von Microsoft lässt sich nur in vollem Umfang verwenden, wenn du Outlook auf deinem Computer hast.

Bis die DSGVO in Kraft getreten ist, waren die Anbieter von Clouddiensten nicht immer bereit, sich in die Karten schauen zu lassen. Oft war nicht klar, auf welchen Servern (Server = Computer, der einen Dienst zur Verfügung stellt) und an welchem Ort die Daten, die du mit der Anwendung teilst, gespeichert werden.

Die Cloud und nachhaltige IT

Es kann unglaublich praktisch sein, Anwendungen in die Cloud zu verlagern. Du kommst mit weniger Programmen auf deinem Computer aus, deine Daten werden synchronisiert und du kannst auf sie von anderen Geräten aus zugreifen, der Anbieter des Clouddienstes kümmert sich um die permanente Verfügbarkeit, die Sicherheit und den Datenschutz (deiner Daten und ggf. die deiner Kunden). Umgekehrt gibst du damit auch die Kontrolle aus der Hand, musst also darauf vertrauen, dass der Cloud-Anbieter auch wirklich seine Hausaufgaben macht!

Damit hast du auch keinen Einfluss darauf, welche Hardware der Anbieter verwendet oder was er tut um diese möglichst lange zu nutzen etc. ABER: Immer mehr Anbieter für Web- und Mailhosting und weitere Clouddienste beziehen Ökostrom, optimieren die Kühlung für Ihre Rechenzentren, kompensieren CO2-Emissionen und/oder finanzieren Aufforstungsprojekte. Nicht alle, aber viele lassen sich dieses Engagement auch von unabhängiger Seite bestätigen. Eine Gegenüberstellung großer Cloud-Anbieter bietet dieser Bericht von Greenpeace.

Kluge Anbieter hören auf ihre Kund*innen. Es macht also durchaus Sinn, deinen Cloudanbieter für sein aktives Engagement für den Klimaschutz zu loben oder dieses einzufordern, falls er selbst noch nicht auf diese Idee gekommen ist.

Beispiele für Cloudanbieter, die den Green IT Gedanken hochhalten, findest du hier: Link zu „IT für GründerInnen“

Fazit

Nachhaltige IT zahlt sich aus, und zwar für deine Geldbörse und das Klima. Klassisches Win-Win also. Bei der Anschaffung von Geräten lohnt sich ein Blick auf das stetig wachsende Angebot an Gebrauchtgeräten. Beim Neukauf solltest du einen Polster für deinen zukünftigen Bedarf einplanen und im Zweifelsfall zu einer Kategorie höher greifen, damit du lange Freude mit deinem Gerät hast. Bei Clouddiensten musst du dich darauf beschränken, den Versprechen der Anbieter zu glauben (mal abgesehen von Aspekten wie Datenschutz und Preis), und abwägen, inwieweit sich Bequemlichkeit und der Schutz von Daten und Klima die Waage halten.

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