Am Anfang war das FairPhone. Und eigentlich war es auch nur eine Idee. Aber wie heißt es doch: Nichts ist so mächtig, wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist. Die Nachricht ging wie ein Lauffeuer durch unseren Freundeskreis. „Hast du schon gehört, es gibt da ein fairgehandeltes Smartphone. Wir kannten fairgehandelten Orangensaft, aber ein faires Handy, das war neu!

So haben wir zusammen mit ein paar tausend anderen Verrückten bei der ersten Fairphone-Crowdfunding Kampagne mitgemacht, ohne zu wissen, ob wir dieses Telefon tatsächlich jemals in Händen halten werden.

Fairphone

Als es dann kam, war die Freude groß. Es war zum damaligen Zeitpunkt ein gutes Mittelklasse Handy und tat was es sollte. Der austauschbare Akku und das Radio-Modul (nenn uns gerne konservativ, wir halten das aus) waren super praktisch. Auch die zwei SIM-Karten-Steckplätze haben uns gefallen.

Etwas später dann die Enttäuschung: Die angekündigten Updates für das Android-Betriebssystem kommen nicht, es wird auch keine Erstazteile mehr geben. Seitdem der offizielle Support eingestellt wurde, gibt es eine in Wien tätige engagierte Community, die FP-Ersatzteile sammelt und bis heute FP1-Benutzer*innen damit versorgt. Das Fairphone 1 blieb weiter (bis 2019) in Verwendung. Schließlich wurde ihm zum Verhängnis, dass die Banking App unseres neuen Geschäftskontos nicht mehr mit dem alten Android 4.4.4 zusammen arbeiten wollte.

Fairphone 2

Das FP1 war das zweite Smartphone im Haushalt, das erste war ein 2011 gekauftes Samsung Galaxy S Plus. Diesem Galaxy S Plus hatte ich (nachdem Samsung beschloss, keine Updates mehr zu veröffentlichen) ein alternatives Betriebssystem spendiert und konnte ihm damit zu einem zweiten Frühling verhelfen. Mitte 2015 war aber klar, dass ich mich über kurz oder lang vom S Plus trennen würde.

Enter Fairphone 2. Wieder kam die Info aus dem Bekanntenkreis. Wieder mit Vorfinanzierung (EUR 535 oder so ähnlich) und monatelanger Wartezeit, bis das Handy dann wirklich da war. Neu war alles andere: Das FP2 wurde (anders als das FP1) von Grund auf neu entwickelt, hier die Basics:

  • 5 Module, von denen jedes einzeln getauscht werden kann (alles geschraubt mit einer Schraubengröße, nichts geklebt.)

  • Ein Bildschirmmodul, das ohne Werkzeug ausgetauscht werden kann

  • Natürlich wieder ein herausnehmbarer Akku

  • Zwei SIM-Karten-Slots

  • 10 von 10 Punkten beim ifixit-Score für Reparaturfähigkeit

Licht und Schatten beim Fairphone 2

wobei das Licht eindeutig überwiegt. Nach über drei Jahren Verwendung im Alltag wissen wir: Es hat sich ausgezahlt.

Licht:

  • Veröffentlichung von Fairphone Open, damit Trennung von Android Betriebssystem und Google Apps. Damit wurden zwei Dinge möglich: 1. Das Fairphone komplett Google-frei zu verwenden, ohne Play Store, ohne OK, Google, ohne alles. 2. Nur die Google-Apps installieren, die du wirklich willst und brauchst.

  • Update auf Android 7 (2018)
  • Module lassen sich tatsächlich sehr einfach tauschen. Mussten wir schon einmal testen…
  • Slim-Cover machen das Fairphone 2 tatsächlich schlanker, die Hosentasche freut es.

Schatten:

  • Als der Akku tagelang gesponnen hat, lag es anscheinend an einem kaputten Lademodul. Erstauskunft Fairphone-Support: Modul derzeit nicht lieferbar, sie können nicht abschätzen, wie lang es dauern wird, bis es wieder verfügbar sein wird. Tage? Wochen? Monate? Keine Auskunft. Schließlich war es dann nach ca. 3 Wochen in der Post, Problem gelöst.

  • Roaming, sagt das Handy: Der Wechsel vom Anbieter Yesss! vom Orange- zum A1-Netz ging am Fairphone 2 für knapp 2 Jahre spurlos vorüber. Nach mehreren Interventionen (und gratis Slimcovern als Trostpflaster) kam die Zusage, dass es beim nächsten Update behoben wird. Nach gefühlt 7x Enttäuschung nach Updates kam die Lösung mit Update Nr. 8 und mein Handy hatte akzeptiert, dass ich mich nicht im Ausland aufhalte. (Das Ganze war noch vor der EU-Roaming-Verordnung. Würde ich in einer Grenzregion leben, hätte das richtig teuer und/oder seehr mühsam werden können…
  • GPS-Modul: Leert den Akku ziemlich schnell, braucht relativ lange, bis nach der Aktivierung die Position bestimmt ist.

FairyPhone – Die Neugier siegt

Frühjahr 2019. Das FP1 mit seinem in die Jahre gekommenen Android 4.4 streikt, als die neue Banking App vom Geschäftskonto installiert werden soll. Was tun? Zum Glück gibt es den AfB-Shop: Dort haben sie gerade gebrauchte iPhone 6s im Angebot und ich schlage zu. Für 200 Euro bin ich jetzt Besitzer eines iPhone. Hättest du mir das vor ein paar Jahren prophezeit, hätte ich dich für verrückt erklärt. Aber so haben wir das gemacht: FP1 in die Schublade, FP2 für Angie, iPhone 6s für Martin. Und wie wurde das iPhone zum FairyPhone? Handyhülle aussuchen mit meiner Tochter, Resultat: FairyPhone. Kollege Boris meinte dann noch: Eigentlich wäre FairyPhone noch passender (Mehr zum Umstieg von Fairphone mit Android auf das iPhone hier)